„Wie gestalte ich meinen Garten naturnah und insektenfreundlich?

Vortrag von Antje Walter

Am 23.03.2023 veranstaltete der Naturschutzverein Mittelangeln e. V. einen Abend zum Thema „Wie gestalte ich meinen Garten naturnah und insektenfreundlich? Zur eigenen Freude und der vieler pflanzlicher und tierischer Bewohner!
Die sehr engagierte Referentin Antje Walter von der Stiftung Naturschutz SH informierte mit vielen aufrüttelnden Fakten. Insekten besitzen die größte Artenvielfalt. In Deutschland gibt es 33 000 Arten, in Schleswig-Holstein 20 000. Sie kommen in allen Lebensräumen vor und sind für das Ökosystem von größter Bedeutung. Sie dienen u. a. Tieren als Nahrung, bestäuben Blüten, zersetzen organisches Material und bilden Humus für ein gutes Pflanzenwachstum. Eine Untersuchung von 25 Insektengruppen im Jahr 2017 ergab, dass die Insekten in Deutschland um 65% zurückgegangen sind.

In Schleswig-Holstein sind 44% der Großschmetterlinge in einer Gefährdungskategorie. 65% aller Tagfalter stehen auf der Roten Liste, (2009 waren es noch 38%), 21% von ihnen gelten als ausgestorben und 34% sind stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Die größten Verursacher des Insektenrückganges sind:

der Strukturwandel in der Landschaft, Pflanzenschutzmittel, Nährstoffeinträge, Licht, z. B. nächtliche helle Beleuchtung in Gewerbegebieten.

Die Bedeutung der Gärten oder wie können Sie als Gartenbesitzer helfen?

Deutschlands 35 Mio. Gartenbesitzer nennen insgesamt 680 000 ha ihr eigen. Das sind in etwa 2 % der Gesamtfläche Deutschlands. Wenn Sie als Gartenbesitzer Ihren Garten insektenfreundlich gestalten und dadurch ein Netzwerk bilden, dann tragen Sie wesentlich zum Erhalt häufiger und mittelhäufiger Arten bei.

Was macht einen Naturgarten aus?

  • Strukturreichtum, möglichst viel begrünt. Siehe unten: Elemente im Naturgarten.
  • Viele Wildpflanzen, möglichst einheimische
  • Kein Gift und keinen Kunstdünger
  • Keinen Torf und keinen Schotter
  • Ökologische, Energie sparende Materialien verwenden
  • Pflanzen standortgerecht auswählen, z. B. keinen Rhododendron auf Sandboden. Quellen für standortgerechte Pflanzen finden Sie am Ende des Artikels.

Elemente in einem Naturgarten

  • Dach- und Fassaden begrünen, Efeu bietet Schutz und späten Pollen im Jahr, allerdings muss man ihn begrenzen, damit er nicht alle Beete durchwächst.
  • Säume an Wegen anlegen: Hier finden sich eher nährstoffärmere Böden für z. B. Königskerze oder Wegwarte. Bei Bedarf alle 5-6 Jahre nachsäen.
  • Rasen: Sie weisen wegen des häufigen Mähens nur eine geringe Zahl an Insekten auf. Man kann Rasen in Abschnitten mähen, damit immer ein Teil als Angebot für Insekten erhalten bleibt. Nicht genutzte Rasenflächen lassen sich in einen Kräuterrasen bzw. in eine Wiese umwandeln.
  • Kräuterrasen: seltener mähen, d. h. nur 4 -5mal im Jahr, keinen Mähroboter einsetzen. Das Mähgut 1-2 Tage trocknen lassen, dann abharken und kompostieren.
  • Wiese: Nur eine standortgerechte Wildblumenmischung nehmen, die heimische Arten enthält! Die Mischungen aus den Super- und Baumärkten sind nicht geeignet, sie enthalten Pflanzen aus aller Welt, von denen unsere Schmetterlinge und deren Raupen nicht satt werden. Eine Wiese will gepflegt werden. Jedes Jahr 1–2mal mähen, z. B. Ende Juni und/ oder Ende September. Immer einen Streifen von 1/5 bis zum Frühjahr stehen lassen als Deckung, Unterschlupf und Nahrung für Vögel.
  • Kräuter- und Gemüsegarten: z. B. Kapuzinerkresse, auch einmal eine Kohlpflanze als Nahrung für Kohlweißlinge stehen und blühen lassen, die jungen Kohlpflanzen mit einem Netz abdecken.
  • Teich, nur wenn er gegen das Ertrinken kleiner Kinder gesichert ist. Lebensraum für Molche, Libellen, Wasserinsekten wie Wasserkäfer und Wasserwanzen. Achtung: Achten Sie darauf, dass Nadelkraut aus Teich- und Zoobedarf nicht eingeschleppt wird, da es kaum mehr entfernt werden kann.
  • Offene Sandfläche: ¾ aller Wildbienen nisten am Boden und brauchen grabfähigen Sand, Heuschrecken ebenso. Anlage: 40 cm tief, ungewaschener, ganz feiner Sand wie Mehl, Körnung 0,2 oder 0,5
  • Hecken und Gehölze (für den Zitronenfalter Kreuzdorn oder Faulbaum hineinpflanzen)
  • Alt- und Totholz: 1340 Arten sind darauf angewiesen. Es bietet Unterschlupf, Brutort und Nahrungsquelle für Holzbewohner wie Käfer oder Holzwespen. Tote Bäume, Stümpfe, alternativ Holzpfähle stehen lassen, weil stehendes Totholz am besten ist. Für Niströhren Löcher mit einem Durchmesser von 2 – 9 mm mit einer Tiefe von 9 – 10 cm in Holzstücke bohren.
  • Trockenmauern und Steinhaufen
  • Staudenbeete: Sie machen wenig Arbeit, da Stauden mehrjährig sind. Sie bieten von Frühjahr bis Herbst den Insekten Nahrung. Im Herbst nur die Stengel schneiden, die eh matschig werden. Stabile hohle oder gefüllte Stengel bis zum Frühjahr stehen lassen, da in ihnen oft die nächste Insekten-Generation überwintert. Nach dem Abschneiden im Frühjahr die Stiele noch eine Zeit aufrecht hinstellen. Insektenfreundliche Stauden sind z. B.: Glockenblumen, Margeriten, Storchschnabel, Echtes Herzgespann, Malven wie Russische Malve oder der heimische Eibisch, der keinen Malvenrost bekommt, Königskerzen, Skabiosen, Dost, für den Aurorafalter Knoblauchrauke und das Wiesenschaumkraut, am Teich Wasserdost, Blutweiderich.

Es gibt zugewanderte Pflanzen, die sich hier sehr ausbreiten und heimische Pflanzen verdrängen. Sie sollten entfernt werden: Lupinen, Riesenbärenklau, der bei Berührung starke Hautreaktionen verursacht, Japanischer Staudenknöterich, der sich immens ausbreitet, Kanadische Goldrute oder das Indische Springkraut.

Bei Moos im Rasen kann man ihn vertikutieren, sollte ihn aber besser nicht kalken, da der Kalk für Insekten zu scharf ist.

Was spricht gegen Schottergärten? Sie sind in der Landesbauordnung nicht erlaubt, der Boden ist offen zu halten. Außerdem sind sie teuer und energieaufwändig, Hitze, Staub und Lärm nehmen zu, sie sind monoton und ökologisch wertlos, zerstören das Bodenleben, nehmen keinen Starkregen auf und sind nicht pflegeleicht, da sich mit den Jahren unerwünschte Pflanzen trotz des Vlieses ansiedeln werden und schwer zu entfernen sind.

Vieles spricht dafür, Schottergärten in eine für Insekten wertvolle Magerwiese umzuwandeln, indem der Schotter abgetragen und das Vlies entfernt wird. Der insgesamt 30 cm starke Aufbau besteht aus einer Drainageschicht aus grobem Kies und darauf eine Kiesschicht der Körnung 0 – 32 mm. Anschließend den Boden mit einer Magerwiesen-Mischung einsäen.

Ganz wichtig: Verwenden Sie Regio-Saatgut, dass heimisch und an die Bodenverhältnisse angepasst ist, aus der Region, für die Region.

Wo bekommen Sie es? Ganz in der Nähe mit Beratung in der Arche Gärtnerei Klappholz der Firma Blütenmeer GmbH oder z. B. bei Rieger-Hofmann, oder bei Naturgarten.org. Weitere Quellen finden Sie im Internet unter Stichwort Regiosaatgut SH.

Viele weitere Informationen, Tipps, standortgerechte Pflanzen, Literaturhinweise finden Sie im Heft „Mein summender Garten“ herausgegeben vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund e. V. oder unter www.insektenreich-sh.de das Projekt „Blütenbunt-insektenreich“. Hier gibt es z. B. Fortbildungen im Bestimmen von Insekten, Materialien für Multiplikatoren und die Möglichkeit gesehene Insektenarten zu melden.

Zur Bestimmung von Tieren und Pflanzen wird empfohlen, die App „Obsidentify“ auf das Handy zu laden. Das funktioniert schnell und einfach: App anwählen, Foto vom Objekt schießen, bestimmen lassen und speichern. Wir wünschen viel Freude beim Entwickeln eines insektenfreundlichen Gartens und bei der spannenden Entdeckung von Schmetterlingen, Raupen, Wildbienen, Hummeln und Co.!

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