Flensburger Tageblatt vom 11.11.2020

Mit einer in Süddeutschland verbreiteten Maschine werden die Niedermoorwiesen in Rüde von unerwünschter Vegetation freigehalten

Landschaftspfleger Hinnerk Koldt demonstriert den Brielmaier-Motormäher mit einem Schwader. Marcus Dewanger

Landschaftspfleger Hinnerk Koldt demonstriert den Brielmaier-Motormäher mit einem Schwader. Marcus Dewanger

Mittelangeln Laute Motorengeräusche in den Niedermoorwiesen im Stiftungsland am Rüder See in Mittelangeln. Aus dem hohen Gras tauchen zwei kleine Mähraupen auf, die das Grün kürzen. Paul Trumpf, Flächenmanager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, und Manfred Koch vom Naturschutzverein Mittelangeln schauen zufrieden über die gemähte Fläche. „Nun bekommen moortypische Pflanzen wieder genügend Sonnenlicht, um wachsen zu können“, begründet Trumpf den Einsatz der Technik.
Moore zu erhalten, heißt für den Naturschutzverein Mittelangeln, immer wieder dafür zu sorgen, dass untypische Pflanzen, Bäume und Büsche entfernt werden. Früher hätten die Landwirte der Umgebung diese Aufgabe übernommen, und die entfernten Pflanzen als Tierfutter genutzt, berichtet Manfred Koch. Mit der Sense oder einem Pferdegespann war das im Moorgebiet möglich. Die heute eingesetzten großen, schweren Traktoren würden indes im sumpfigen Untergrund versinken. Die mangelnde Pflege führte dazu, dass Sträucher, Büsche und Bäume die Oberhand gewannen und moortypische Pflanzen zurückgedrängt wurden.
Die Lösung kam aus Süddeutschland. Dort werden einachsige Mähmaschinen auf den abschüssigen Hangwiesen eingesetzt und Pistenraupen planieren die Ski-Abfahrten. Die am Bodensee angesiedelte Firma Brielmaier erkannte weitere Einsatzgebiete auch im flachen Norden und kam mit Claus-Peter Nebendahl in Kontakt. Er ist Geschäftsführer des Naturdienstleisters Walk gGmbH, die im Auftrag der Stiftung Naturschutzflächen pflegt und bearbeitet. Er weiß: Beim Arbeiten auf Moor- und Niedermoorwiesen, ist es wichtig, dass die Arbeitsgeräte nicht versinken und dass sie den Boden nicht verdichten.
Der jetzt in Rüde eingesetzte Brielmaier-Motormäher ist mit breiten Stachelwalzen ausgerüstet, die im dichten Bewuchs nicht durchdrehen und aufgrund ihrer Größe nicht einsinken. Das Mähwerk kann von zwei Meter auf sechs Meter ausfahren werden. Und auch mit der Öko-Bilanz der Mähraupe ist Nebendahl zufrieden. Der 29-PS-Motor verbraucht in der Stunde drei Liter Benzin.
In den Niedermoorwiesen am Rüder See werden die Mähraupen seit 2014 eingesetzt. Mit Erfolg, hat Manfred Koch beobachtet. Sumpfdotterblume, die seltene Kuckuckslichtnelke, Läusekraut und Sumpfhornklee können hier nun wieder wachsen.
Nur durch die Mäharbeiten seien die Moorflächen auf Dauer zu erhalten, erläutert Paul Trumpf und unterstreicht die große Bedeutung der Moore für den Klimaschutz, weil sie CO2 binden. Entwässerte Moore hingegen zersetzten sich und setzten klimaschädliche Treibhausgase in großen Mengen frei.
Ob die Mäharbeiten auch in Zukunft ausgeführt werden können, hängt von der finanziellen Förderung ab. Derzeit werden die Arbeiten durch den Moorschutzfond des Landes Schleswig-Holstein finanziert.